Was meint Ihr, ist der größte Benefit in unseren Yogakursen?
Ich schaue in die klaren Augen der Menschen, die gerade eine Yogalehrerausbildung bei uns machen. Sie haben geschwitzt und viele haben zum ersten Mal einen Kopfstand frei im Raum hinbekommen. Nun sitzen sie zusammen und diskutieren, was wohl der Benefit am Yoga ist, den unsere Yogis der Anfängerkurse am meisten „feiern“.
Wir hatten im Herbst einen Fragebogen an etwa 120 Yogaschüler*innen verteilt, die gerade in unseren Präventionskursen, nämlich Yogakursen für Anfänger, Yoga Mittelstufe und auch in den fortgeschrittenen Yogakursen bei uns waren. Es sind Menschen, die im Alter von 18 – 70 Jahren regelmäßig Yoga machen. Manche kommen seit zwei Monaten, andere seit 15 Jahren. Trotz der Altersunterschiede, trotz der Unterschiede in der Yoga-Erfahrung gab es durchgängig eine große Wirkung.
Die Fragen, die wir gestellt hatten, bezogen sich auf das körperliche, mentale und psychische Wohlbefinden direkt nach einer Yogastunde. Aber auch auf die Wirkungen, die Yoga über einen längeren Zeitraum von Monaten und Jahren hat.
Wie fühlen sich Menschen, die regelmäßig Yoga machen? Welche erstaunliche Wirkung hat die Praxis?
„Ja, auch, das wurde ebenfalls genannt, ist aber nicht der Gewinner.“
„Beweglichkeit?“
„Auch…“
„Sich gesünder und jünger fühlen?“
„Auch …“
„Hm…“ sie denken nach und fangen an untereinander zu diskutieren.
„Irgendwas Esoterisches?“
Alle müssen wir lachen.
„Wie fühlt Ihr Euch denn, nachdem Ihr jetzt Euren Kopfstand geschafft habt?“
„Stark.“
„Ich bin total in meinem Körper.“
„Ich hätte nie geglaubt, dass ich das kann.“
„Ich bin richtig stolz auf mich.“
„Ich kann alles schaffen.“
„Ich spüre mich.“
„Genau, ihr habt’s. Auf die Frage nach der Wirkung von Yoga, war die häufigste Antwort:
Ich bin selbstbewusst.“
Und das ist, glaube ich das, weswegen viele Menschen immer wieder in Yogakurse kommen und zu Hause ihre Matte ausrollen. Natürlich entspannt Yoga, natürlich macht Yoga flexibel und fit, natürlich ist Yoga gut für den Rücken und hilft bei Schmerzen, aber das Ergebnis unserer Umfrage zeigt ganz klar, das, was Yoga den Menschen am meisten schenkt: die Präsenz im eigenen Körper zu spüren.
Das ist „Selbst-Bewusstsein.“
Das Fühlen unserer Präsenz, unserer Kraft und einer aufrechten Haltung bewirken genau diese Effekte auch auf psychischer Ebene. Da unser Körpergefühl nicht von unserem psychischen Zustand zu trennen ist, beeinflusst ein starker und präsenter Körper unsere emotionale Stabilität positiv.
Aber Selbst-Bewusstsein ist noch viel mehr.
Und jetzt wird es doch „Esoterisch“… 😉
Das Bewusstsein bzw. die Wahrnehmung des eigenen Selbstes ist eines der großen Themen der Yogaphilosophie. Der Mensch, der sich unwissentlich mit all seinen subjektiven Gedanken identifiziert, sitzt der Illusion auf, er könne die Welt als objektive Realität erfahren. Einen großen Teil seines Stresses erlebt er, weil er immer wieder in dieser Illusion nach Sicherheiten sucht und sie nicht findet.
Und wo könnte er sie finden? Wo kann man starten um eine Ahnung davon zu bekommen, was wirklich ist?
Worauf kann ich mich verlassen?
Ob man nun die klassische Yogaphilosophie oder den tantrischen Yoga-Ansatz betrachtet, beide weisen darauf hin, dass wir nichts anderes haben als unsere Fähigkeit zur Wahrnehmung von uns selbst. Das erleben wir insbesondere, wenn wir nicht mehr im Gedankenkarussell herumgewirbelt werden, sondern zur Ruhe kommen, unseren Atem und unseren Körper fühlen und uns in uns selbst hinein entspannen.
Es gibt in den tantrischen Schriften einen besonders schönen Vers:
„Ich verneige mich vor der einen Göttin,
in Gestalt der Selbstbewusstheit,
der dieses Universum innerlich ist,
das als äußere Manifestation in der Schöpfung erscheint
und sich in ihrer Absolutheit offenbart,
sobald die innere Unruhe aufgehört hat.“ (Paratrisika Vivarana)
Und genau das haben unsere Yogis schon nach einem Yogakurs intuitiv erkannt.